Berufung

... entdecken

Eine Berufung kann man nicht selber machen, ein jeder Mensch erhält sie als Geschenk von Gott. In der Heiligen Schrift gibt es eine ganze Reihe von Berufungsgeschichten. Immer ist es Gott, der den Menschen anspricht.
Ohne die Erfahrung, dass Gott mich anspricht, hätte ich vielleicht nie das neue Leben als eine Möglichkeit entdeckt, in der ich nun einen Weg mit Gott zu gehen beginne.

Gibt es in Deinem Leben einen Augenblick, in dem Du erfahren hast, dass Gott Dich angesprochen hat,

  • weil der Gedanke an IHN Dich ständig begleitet?
  • weil Du dich auf einmal nach Zeiten des Gebetes und der Stille sehnst?
  • weil Du danach fragst, ob Du nicht einen neuen Weg in Deinem Leben einschlagen sollst, wo Gott in Zukunft eine größere Rolle spielen soll?

Wenn Gott ruft, dann ruft er immer zur Freundschaft. In der Bibel wird dies dadurch ausgedrückt, dass Jesus die Jünger einlädt, zu ihm zu kommen (vgl. Joh 1,35). Der hl. Ignatius von Loyola bittet in seinen Exerzitien um „innere Erkenntnis des Herrn ..., damit wir ihn mehr lieben und ihm nachfolgen".

Diese Erkenntnis, die mir etwas über meine Berufung sagt, wächst dort, wo ich die Freundschaft mit Christus pflege: im Gebet, im Lesen der Heiligen Schrift, im Austausch über den Glauben mit anderen.

... klären

Manchmal wäre es wohl leichter, um die eigene Berufung zu wissen, wenn Gott es mir nur irgendwie deutlich sagen würde. Aber auch ich kann mich bemühen, besser auf seine Stimme  zu hören.

Hierzu einige Übungen:

1. Übung zur „Entscheidungsfindung"

  • Versuche das ganze Jahr hindurch mit einem Evangelium zu leben. Lies jede Woche einige Abschnitte davon, betrachte sie und frage Dich, was Dir diese Stelle oder jenes Wort des Herrn für Deine Fragestellung sagt. Wenn Dich etwas mehr anspricht, so bleib geduldig und länger dabei. Du wirst erleben, dass sich etwas in Dir klärt.
  • Stell Dir einfach vor, eine Wahlmöglichkeit wirklich zu leben, etwa in einem konkreten Beruf zu stehen oder Dich an einen konkreten Menschen oder eine Gemeinschaft zu binden. Lebe mit dieser Einstellung zwei, drei Wochen. Lass alle deine Gedanken und Gefühle kommen und schreib sie auf. Dann wechsle die Vorstellung auf eine andere Wahlmöglichkeit und tu dasselbe, indem Du einige Zeit damit lebst. Im feinen Unterschied der Gedanken, inneren Stimmungen und Bilder wirst Du dann im Gespräch mit einem erfahrenen geistlichen Menschen feststellen können, worin vermutlich mehr der Wille Gottes und ein geglücktes Leben für Dich liegt.
  • Nimm Dir viel Zeit, ganz ruhig und gesammelt zu werden. Dann überspring in Deiner Vorstellung die nächsten dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre. Stell Dir vor, Du wärst auf deinem Totenbett und müsstest nun alles zurücklassen. Dann blick zurück auf Deine heutige Situation und auf die Entscheidung, die Du zu treffen hast. Betrachte vor allem, in welcher Haltung Du die bevorstehende Entscheidung einmal getroffen haben möchtest. Und vielleicht nimmst Du sogar inhaltliche Gründe für den einen oder anderen Weg wahr, den Du am Ende deines Lebens gegangen sein möchtest. Bei dieser Übung erkennst Du, worauf es im Leben wirklich ankommt!

2. Übung zur Frage „Entschiedene Nachfolge Jesu"

  • Kennst Du Modelle geglückten christlichen Lebens, zum Beispiel Heilige, glaubwürdige Menschen aus Deiner Umgebung? Was an ihrem Leben wäre auch für Dich nachahmungswert?
  • Schreib dankbar auf, was Du bisher wirklich für Christus getan hast und was Du auch jetzt für ihn tust. Dann sag dem Herrn, was Du für den Rest Deines Lebens noch für ihn tun möchtest.
  • Besprich mit anderen Glaubenden, was der Auftrag Jesu „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern" für Dich bedeuten könnte.
  • Als Hilfe: Such immer wieder das Gebet, such bestimmte Orte oder Menschen auf, die das Feuer der Leidenschaft für Gott und für den Dienst an den Menschen in Dir wach halten oder neu entfachen.

(Quelle: Zentrum für Berufungspastoral, Christus begegnen - Berufung erkennen. Berufung. Zur Pastoral der geistlichen Berufe, Freiburg 2005/43, S. 44-45)

Wenn Du entdeckst, dass Dich Freude, Friede und ein langanhaltender Trost innerlich bestimmen, wenn Du an einen konkreten Schritt in der Nachfolge Christi denkst, dann ist es an der Zeit, das Abenteuer der Berufung zu wagen.

... wagen

Was heißt es, die Berufung zu wagen? Der Theologe Hans Urs von Balthasar beschreibt es einmal so: Mit Gott zusammen, „für die Welt zu leben, zu hoffen, zu verbrennen. Gott ist ewig jung, und er braucht Menschen, die sein Temperament ausstrahlen".

Eine Berufung muss gelebt werden. Gott ruft Dich und wartet auf Deine Antwort. Du musst einen konkreten Schritt gehen. Denn Gott wird seine weiteren Schritte davon abhängig machen, wie Du auf seinen Anruf eingegangen bist. Wenn Du aber erkannt hast, dass Gott es ist, der Dich gerufen hat, wenn Du sicher bist, dass Du den Messias gefunden hast, dann kannst Du darauf vertrauen, dass er den Weg mit Dir geht, dann kannst Du auch einen nächsten Schritt wagen. Papst Benedikt XVI. sagte dazu bei seiner Amtseinführung auf dem Petersplatz in Rom:

„So möchte ich heute mit großem Nachdruck aus der Erfahrung eines eigenen langen Lebens Euch, liebe junge Menschen, sagen: Habt keine Angst vor Christus! ER nimmt nichts, ER gibt alles. Wer sich IHM gibt, der erhält alles hundertfach zurück. Ja, öffnet, reißt die Türen auf für Christus - dann findet Ihr das wirkliche Leben."